Grundfragen unserer pädagogischen Arbeit

 

Warum ist ein Waldkindergarten wichtig für ein Kind?

…weil wir Stille brauchen

Zarte Nuancen, Stille, Gelassenheit bietet uns der Wald. Eine Gruppe Kinder macht Geräusche. Durch die Unbegrenztheit des Raumes bleibt die Atmosphäre trotzdem entspannt; es entsteht kein Krach.

 

…denn der Wald bietet ein riesiges Betätigungsfeld

Die Möglichkeit des Spiels sind unbegrenzt: matschen, bauen, sammeln, balancieren, klettern. „Spielsachen“ sind in Hülle und Fülle vorhanden. Grenze ist der zu steile Berg, das zu dichte Gebüsch, die eigene Angst sowie die Rücksicht auf den Keimling in der Bodenstreu und auf die Bedürfnisse der anderen Kinder und der Gruppe.

 

…weil die Farben des Waldes einladen

Das Kind wird durch leuchtende Farben vielfach überreizt. Vor allem an dauerhaften Installationen (wie z.B. Wänden, Möbeln) stellt dies eine Konkurrenz zur kindlichen Kreativität dar. Kinder sollen die Gelegenheit haben, ihre ständig wechselnden Geschichten vor einem neutralen Hintergrund zu inszenieren. Diese Neutralität gewährleistet der Wald mit seinen Naturfarben, den verschiedenen Grün- und Grautönen, mit Himmelblau, Erdbraun und Sonnenrot.

 

…weil das Wetter verschiedene Stimmungen in uns erzeugt

Komfortable Wohnverhältnisse reduzieren klimatische Extreme. Gut beheizbare, geschlossene Autos überwinden „schlechtes“ Wetter. Im Wald erleben die Kinder hautnah den Lauf der Jahreszeiten und lernen den natürlichen Rhythmus der Natur kennen. Die Stimmungen im Wald wechseln durch die Launen des Wetters. Erfahrungen zeigen, dass die Freude am Spiel durch sogenanntes schlechtes Wetter ungetrübt bleibt.

 

…denn es gibt kein gefertigtes Spielzeug

Die Dinge des Waldes sind schlicht und kostenfrei. Sie gehören einem natürlichen Kreislauf an und bieten den unschätzbaren Wert, die eigene Phantasie anzuregen, eine Geschichte zu erfinden: Zum Beispiel eine Räuberhöhle aus Zweigen bauen oder die Spuren kleiner „Trolle“ entdecken.

 

…weil der Bewegungsdrang der Kinder befriedigt wird

Eine Versicherungsanstalt startete aufgrund der häufigen Unfälle in Kindergärten eine Untersuchung. Sie wollte herausfinden, warum ausgerechnet in Kindergärten mit höchsten Sicherheitsstandards vermehrt Unfälle passieren. Der Versicherungspsychologe entdeckte das Risiko in der zu großen Sicherheit. Indem jedes kleine Risiko ausgeschaltet wird, können Gefahren nicht eingeschätzt, kann nichts ausprobiert werden, kann das Fallen nicht geübt werden.

Eine Konsequenz der Untersuchung war der Vorschlag, mehr Bewegungsspiele auch außerhalb des Sportunterrichts zu organisieren.

Der Waldkindergarten ist bewegungs-, sinnes- und körperbetont und in unserer geregelten Lebenswelt ein Reservat für Wildheit und Bewegung. Kinder, die sich ausreichend bewegen, das Wechselspiel von Risiko und Sicherheit erfahren, lernen Schritt für Schritt ihre Kräfte einzuschätzen. Sie spüren sich selbst.

 

…weil er die Gesundheit fördert

Bewegung an frischer Luft, Wind und Wetter stärken das Immunsystem. Kinder werden den Wald als Ort der Ruhe, Schönheit und Erholung kennenlernen.

 

…weil Kinder vom geraden Weg abweichen wollen

Kinder suchen mit allen Sinnen ihren Weg. Dabei verlassen sie vertraute Pfade und suchen das Hindernis, um dabei sich selbst und die sie umgebende Welt lustvoll zu spüren: Im Wald durch ein dunkles Dickicht schlüpfen, jeden gefällten oder umgestürzten Baumstamm zum Balancieren nützen, extra in eine Pfütze patschen. Kinder werden von solchen Hindernissen angezogen. Dadurch ist das Kind für Erlebnis und Wahrnehmung besonders disponiert.

Es liegt an uns, den Kindern Zeit zu geben und von ihnen zu lernen.

 

…weil die Kinder Zutrauen zu den neuen Fähigkeiten gewinnen

Die Kinder improvisieren viel und werden somit in ihrer Kreativität gestärkt. Durch die unmittelbare Erfahrung von wirkungseigenem Handeln wird das Selbstvertrauen gestützt. Beispiel: Holzsammeln, im Ofen Feuer entfachen – es wird warm, die Flamme spendet Licht.

 

…weil wir in der Natur viel Interessantes lernen können

Nach einer Zeit der Gewöhnung werden sich die Kinder im Wald zu Hause fühlen und auf der Basis von Sicherheit und Neugierde Zusammenhänge begreifen. So wird der vertraute Kastanienbaum im Herbst seine Früchte abwerfen, vorher wurden die grünen stacheligen „Igel“ beäugt, und bald können wir bereits neue Pflanzenkinder bewundern. Was unterscheidet denn die Tanne von der Fichte? Was ist eine Herzwurzel, und was ist eine Tellerwurzel? Wie kommt es, dass aus einer Raupe ein Schmetterling wird? Warum können Libellen tauchen, schwimmen und später auch fliegen?

 

…weil hier auch gefeiert wird

Neben Festen wie Geburtstag feiern wir alle christlichen Feste (Ernte Dank, St. Martin, Nikolaus, Weihnachten). Hinzu kommen tief verwurzelte Rituale (wie z.B. Wintervertreiben, Frühlingseinläuten, Adventsritual, Mandelkönig) und Brauchtümer (Maibegrüßung, Schulanfängerverabschiedung, Heilige 3 Könige)